Die Begrüßung übernahm Prof. Dr. Anika Albert als Direktorin des IDWM, die in ihrer Einführung die Bedeutung des Suchens und Findens für die diakonische Praxis und Wissenschaft thematisierte. Mit dem Leitmotiv „(Unter-)suchet, so werdet ihr finden“ lud das Forum dazu ein, die Herausforderungen der diakonischen Arbeit aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und gemeinsam nach Wegen zu suchen, diese zu bewältigen.
Der Vormittag begann mit einem Vortrag von Daniel Hörsch, der unter dem Titel „Diakonie im Spannungsfeld von Anspruch und Wirklichkeit“ Einblicke in die Herausforderungen und Potenziale diakonischer Arbeit gab, indem er quantitative Befragungsergebnisse empirisch auswertete und so der Diakonie dabei eine wichtige Rolle als „Bodenschatz der Kirche“ zuwies. Eine wichtige Aufgabe für die Zukunft sei es, das „kirchlich-diakonische Kapillarsystem“ zu stärken und wechselseitig zu nutzen.
Im zweiten Beitrag beleuchtete Prof. Dr. Tine Haubner die „gute Sorge des sozialen Ehrenamtes“ und dessen zunehmende sozialstaatliche Indienstnahme als eine Art sozialstaatlicher Kompensation. Ihr Vortrag eröffnete einen differenzierten Blick auf das Spannungsfeld zwischen freiwilligem Engagement und strukturellen Anforderungen. Anhand von Erkenntnissen, die mit Methoden der qualitativen Sozialforschung gewonnen wurden, zeichnete Tine Haubner zentrale Phänomene im Selbstverständnis ehrenamtlicher Arbeit nach. Angeregt durch den Vortrag entwickelte sich eine lebhafte Diskussion im Plenum.
Vor dem Mittagessen waren die Teilnehmenden zu einer Wandeldiskussion an fünf verschiedenen Stationen eingeladen. Neben den Titeln der Vorträge wurden folgende Fragestellungen wurden erörtert
- Empirie, Intuition, Tradition, Handlungsdruck – Was leitet die Praxis?
- Unsichtbares sichtbar machen – Was bewirkt Empirie für Offenlegung, Aufarbeitung und Prävention?
- Glaube, Liebe, Hoffnung vs. Empirie und Strategie – Was führt Diakonie und Kirche in die Zukunft?
Bevor am Nachmittag die strategische Ausrichtung der Diakonie im Fokus stand, wurden die jährlichen akademischen Ehrungen vorgenommen. Zu Beginn stellten Prof. Dr. Christian Oelschlägel und Prof. Dr. Dennis Solon die Masterarbeiten der Absolvent*innen des 5. Jahrgangs des internationalen Masterstudiengangs “Diaconic Management” vor, bevor Michael Schwab und Isabell Waschkies aus dem deutschsprachigen Diakoniemanagement-Studiengang ihre Masterurkunden unter dem Applaus der Anwesenden in Empfang nehmen konnten. Anika Albert wies zudem darauf hin, dass zwei Dissertationsverfahren kurz vor dem Abschluss stehen.
Es folgten vertiefende Praxiseinblicke von Martina Abendroth, Geschäftsbereichsleitung der Amalie Sieveking Gesellschaft Duisburg gGmbH, die den Bereich der Wiedereingliederungshilfe hinsichtlich ihrer empiriebezogenen Strategiebildung vorstellte und Diakon Jonas Meine, der als Einrichtungsleitung zweier Seniorenheime der Arbeiterwohlfahrt OWL in die wissenschaftliche Fundierung der Strategiebildung im Bereich der stationären Altenhilfe einführte.
Im Anschluss sprach Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch über „Strategische Herausforderungen für die Diakonie in einer Krisengesellschaft“. Er stellte dar, wie aktuelle gesellschaftspolitische Entwicklungen mit zunehmender Polarisierung die Sozialpolitik wie auch die Diakonie gleichermaßen herausfordern und damit die soziale Sicherheit zum Schlüsselthema in Wohlfahrt und Politik machten. Er appellierte eindringlich an die Anwesenden, angesichts der destabilisierenden Einflüsse auf die Sozialpolitik die diakonische Arbeit konsequent am Auftrag der Nächstenliebe auszurichten und an Lösungsansätzen zur Bewältigung des Fachkräftemangels, des demografischen Wandels sowie der Strukturkrisen, die die diakonische Arbeit derzeit prägen, mitzuwirken. Damit leiste Diakonie auch einen stabilisierenden Beitrag zur demokratischen Gesellschaft.
Der gesamte Tag war von lebhaften Diskussionen geprägt, die durch die Impulse der Vorträge angeregt wurden. Dabei wurde deutlich, wie wichtig es ist, empirische Erkenntnisse mit strategischem Denken zu verbinden, ohne dabei die menschenzentrierte Praxis der Diakonie aus dem Blick zu verlieren.
Den Abschluss des Tages gestalteten Prof. Dr. Christian Oelschlägel und Prof. Dr. Michael Wittland mit einem inspirierenden Ausblick: „Möge das, was Sie heute gefunden haben, nicht das Ende, sondern der Anfang eines fruchtbaren Suchens sein.“
So erwies sich das 21. Forum Diakoniewissenschaft nicht nur als Ort der Begegnung und der Wissensvermittlung, sondern auch als Plattform für den fachlichen Austausch und das gemeinsame Nachdenken über neue Antworten und Perspektiven.